Sehr lesenswerter Text von Heike Bröckerhoff (Mitarbeit: Jonas Leifert) auf dem insgemsamt lesenswerten Blog ‚-Plateau‘, annlässlich der ersten Ausgabe von ‚Hauptsache Frei – Festival der Freien Darstellenden Künste Hamburg‘: http://plateauhamburg.de/2015/05/07/hauptsachen/
MANGEL DARSTELLEN – EINE RICHTIGSTELLUNG ZUM FESTIVALAUFTAKT
ZUR HAUPTSACHE
Wir freuen uns über die Reaktionen und die Kommentare auf unsere Absage (Unter anderem von cobratheater.cobra: http://www.cobratheatercobra.com/hauptsache-frei-hauptsache-dabei/ ). Schade, dass von Seiten des Festivals Hauptsache frei und des Dachverbands freier Theaterschaffender bisher nicht inhaltlich auf unsere Argumente eingegangen wurde. An den schlechten Arbeitsbedingungen und an der Tatsache, dass das Festival seinem eigenen Anspruch nicht gerecht wird, hat sich leider auch nichts geändert – zwar wurden die Gagen nach unserer Absage minimal gestaffelt erhöht und veröffentlicht, jedoch ist damit der selbstausbeuterischen Festivalrealität immer noch kein Riegel vorgeschoben. Hier geht es für uns um die HAUPTSACHE! Es geht darum etwas zu verändern, indem man konsequent anders handelt, als alle anderen das tun. Wir wünschen uns immer noch eine offene, inhaltliche Debatte, aber wir wollen keinen Online-Schlagabtausch, sondern die Entwicklung gemeinsamer Handlungsschritte für die freie Szene mit dem Festival, dem Dachverband, den Tanz- und Theaterinstitutionen und der Politik anstoßen. Wir sind gespannt auf die geplanten Diskussionen im Rahmen des Festivals. Inhaltlich können wir uns an dieser Stelle nur wiederholen. Deshalb hier nochmal in Grün:
HAUPTSACHE DABEI? WIR KÖNNEN LEIDER NICHT MITSPIELEN.
Wir müssen reden: Ein neues Festival für Hamburgs freie Tanz-, Theater- und Performanceszene findet im Frühjahr 2015 erstmals statt, gefördert mit jährlich 60.000 € einer neuen Festivalförderung der Kulturbehörde Hamburg: Hauptsache Frei. Die Ausschreibung versprach „den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vorzuschieben“. Dieses politische Statement fanden wir vielversprechend und unterstützenswert, deshalb haben wir uns mit unseren Produktionen beworben. Aus 50 Bewerbungen sind wir von der Jury als Teil der engeren Auswahl vorgeschlagen worden und wurden dann von den Festivalleiterinnen Anne Schneider und Sarah Theilacker über die Konditionen für unsere Teilnahme informiert: 150 € Abendgage für die Performer_innen, 100 € Administrationspauschale, 100 € Wiederaufnahmepauschale.
Wir haben zu oft im stillen Kämmerlein zweifelnd Ja oder leise Nein zu schlechten Arbeitsbedingungen gesagt und wollen nun aus der Not, erst nach unserer Bewerbung von den Konditionen erfahren zu haben, eine Tugend machen: Ein neues Festival für die freie Szene ist ein Anfang, eine Chance, den Status Quo ernsthaft zu hinterfragen und für unser Publikum, aber auch die politischen Vertreter_innen sichtbar zu machen. Wir wünschen uns gemeinsam mit ihnen, aber auch mit der Festivalleitung, dem Festivalträger und den teilnehmenden Künstler_innen von Hauptsache Frei in einen offenen Dialog zu treten.
Wir sind sieben Theatermacher_innen/Choreograph_innen aus Hamburg und haben uns gemeinsam entschieden, unsere Bewerbungen für das Festival Hauptsache Frei zurückzuziehen, weil…
… die Bezahlung nicht ansatzweise dem im Ausschreibungstext formulierten Anspruch des Festivals gerecht wird, „den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vorzuschieben“. Aus Perspektive der Künstler_innen können und wollen wir diese Festivalkonzeption und die Verteilung der Gelder nicht mit unserer Teilnahme unterschreiben.
… für uns auch nach einem offenen, konstruktiven Gespräch mit der Festivalleiterin Anne Schneider zu viele der Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind: In welcher Weise reagiert das Festival auf die mangelnde Finanzierung und Sichtbarkeit der freien Szene in Hamburg? Auch wenn uns eine gestaffelte Erhöhung der Wiederaufnahmepauschale von auf 200 € oder 300 € (je nach Anzahl der Beteiligten) angeboten wurde, bleiben wir bei unserem Nein. Nein zur ‘Hauptsache dabei’- Mentalität, die immer wieder mit zu wenig Geld doch alles möglich macht. Wenn die Schauspielerin Judith Rosmair als Festivalbotschafterin sagt: „Freischaffender Künstler ist ein Beruf!”, fügen wir zustimmend hinzu: „Und von einem Beruf muss man leben können.”
… es nicht nur ums Geld geht, sondern um die Haltung: Ja, das Festival bietet finanziell mehr als viele andere freie Festivals. Aber es hat als Neugründung verpasst, sich politisch zu positionieren und unabhängig zu überlegen, welche Bezahlungen und Probensituationen es braucht, um der Öffentlichkeit gut geprobte und professionelle Wiederaufnahmen zu präsentieren.
… wir nicht länger bereit sind, prekäre Arbeitsbedingungen an unsere Teams weiterzureichen. Ein professionelle Wiederaufnahme braucht nicht, wie vom Festival kalkuliert, einen Probentag, sondern je nach Aufwand zwei bis fünf – die Pauschalen müssten also größtenteils in zusätzliche Probenräume und Übernachtungen investiert werden und wir als Choreograph_innen/Regisseur_innen würden somit kaum etwas, nichts oder sogar weniger verdienen. Der Stundenlohn der Performer_innen läge weit unter dem von der Stadt Hamburg eingeführten Mindestlohn von 8,50 € und der Lohnuntergrenze von 500€ pro Woche, die der Dachverband Freier Theaterschaffender Hamburg einfordert. Der Dachverband hat jedoch gleichzeitig die Bewerbung von Hauptsache Frei auf die neue Festivalförderung begleitet und unterstützt.
… wir in unseren Förderanträgen diese Lohnuntergrenze von 500 € pro Woche nicht glaubhaft von der Kulturbehörde Hamburg einfordern können, wenn wir dann wieder selbst eine Ausnahme machen. Wir fordern die Jurys der Kulturbehörde auf, bei zukünftig eingereichten Anträgen die Gagen, die diese Lohnuntergrenze nicht einhalten, nach oben zu korrigieren.
… wir nicht davon überzeugt sind, dass dieses Festival die Bandbreite der freien Szene in Hamburg anspricht und sichtbar macht. Dem Hamburger Publikum werden dadurch aufwendigere Produktionen und auch viele etablierte Künstler_innen der freien Szene vorenthalten, die sich vermutlich auf Grund der Festivalbedingungen gar nicht erst bewerben.
… wir den Mehrwert für Hamburger Künstler_innen nicht sehen, zu schlechten Probenbedingungen und Gagen unsere Produktionen für nur eine einzige Aufführung in Hamburg wiederaufzunehmen – bei einem Festival ausschließlich für Produktionen aus Hamburg. Sichtbarkeit und Vernetzung sind wichtige Ziele eines Festivals, können aber nicht die schlechten Arbeitsbedingungen der Künstler_innen wettmachen. Wir sehen in der Konzeption von Hauptsache Frei die Interessen der Künstler_innen nicht stark genug vertreten: Gerade ein Festival ausschließlich für Produktionen aus Hamburg sollte die spezifischen Arbeitsbedingen und Strukturen der Szene vor Ort thematisieren und durch andere Standards ein deutliches Signal an die Künstler_innen, das Publikum und die (Kultur)-politik senden.
… wir die Entscheidungen des Festivals zur Verteilung der knappen Gelder sichtbar machen wollen: Ein vielversprechendes Begleitprogramm mit Podiumsdiskussionen und kostenlosen Workshops für alle wird finanziert, ebenso werden weitere Gelder für einen öffentlichkeitswirksamen Preis akquiriert. Das ist nicht nachvollziehbar, wenn man nicht zuallererst die auftretenden Künstler_innen angemessen entlohnt, mit denen ein Festival steht und fällt. Auch auf unseren Vorschlag, weniger Produktionen (10-15 sind geplant, teilweise 3-5 an einem Abend im selben Theater) zu zeigen, die dann ausreichend geprobt und angemessen entlohnt werden, wurde nicht eingegangen.
… unsere Kritik mal wieder zeigt, dass die sogenannte ‘freie Szene’ eben nicht „frei von institutionellen Zwängen, oftmals in Abgrenzung zu verbreiteten Hierarchie-, Markt- und Marketingstrukturen“ (Ausschreibungstext Hauptsache Frei) existiert. Wir lehnen es ab, uns in scheinbarer Abgrenzung zu den Institutionen (mit denen wir immer wieder gerne kooperieren) als besonders frei, experimentell, wild, innovativ oder als „kreative(r) Humus des etablierten Theaters” (Judith Rosmair auf der Festivalhomepage) zu vermarkten!
… die neue Festivalförderung Ergebnisse und Forderungen der von der Kulturbehörde 2010 selbst in Auftrag gegebenen Potentialanalyse der freien Theater- und Tanzszene in Hamburg nicht maßgeblich umsetzt: Weder die geforderte „Aufführungsförderung, Wiederaufnahmeförderung und Gastspielförderung“ wurden eingeführt, noch kann man mit 60.000 € Festivalförderung und der von Hauptsache Frei vorgesehenen Verteilung dieser Gelder etwas an der beschriebenen Situation ändern: „Alle Festivals des freien Theaters in Hamburg sind finanziell unterausgestattet und daher nur auf der Basis von Selbstausbeutung aller Beteiligten möglich.”
(www.hamburg.de/contentblob/3425334/data/potentialanalyse-freie-szene.pdf)
… genügend Künstler_innen, Praktikant_innen und unbefristete Arbeiter_innen mit der Hoffnung ‘bezahlt’ worden sind, mehr Geld einfordern zu können, wenn sie erst mal bewiesen haben, wie innovativ, vielfältig und spannend sie sind – im Fall von Hauptsache Frei geschieht dies vor allem zu Nutzen der Stadt Hamburg als Kreativmarke. Wobei wir mal wieder beim Manifest Not In Our Name, Marke Hamburg! von 2009 wären…
… wir hoffen, dass durch unsere Absage die teilnehmenden Produktionen besser entlohnt werden und wir eine solidarische Debatte und eine langfristige Absage an die (selbst)ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der freien Künstler_innen anstoßen!
In diesem Sinne nehmen wir den Anspruch des Festivals beim Wort und „schieben den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vor“. Hauptsache frei und nicht dabei sind:
– Bauchladen Monopol (Carolin Christa, Sonia Franken, Sophia Guttenhöfer, Regina Rossi): giselles index oder plakat taten, Premiere 2013 im öffentlichen Stadtraum
– Verena Brakonier: VERWÖRTERN oder wie man auf den Hund kommt, Premiere 2013, K3 – Zentrum für Choreographie
– Greta Granderath: Or One Dancing, Premiere 2013, K3 – Zentrum für Choreographie
– Regina Rossi: tchi-kudum: movimento dois, Premiere 2013, Kampnagel
– Jonas Woltemate: The beat on us, Premiere 2014, K3 – Zentrum für Choreographie
Hauptsache Dabei? Wir können leider nicht mitspielen.
Wir müssen reden: Ein neues Festival für Hamburgs freie Tanz-, Theater- und Performanceszene findet im Frühjahr 2015 erstmals statt, gefördert mit jährlich 60.000 € einer neuen Festivalförderung der Kulturbehörde Hamburg: Hauptsache Frei. Die Ausschreibung versprach „den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vorzuschieben“. Dieses politische Statement fanden wir vielversprechend und unterstützenswert, deshalb haben wir uns mit unseren Produktionen beworben. Aus 50 Bewerbungen sind wir von der Jury als Teil der engeren Auswahl vorgeschlagen worden und wurden dann von den Festivalleiterinnen Anne Schneider und Sarah Theilacker über die Konditionen für unsere Teilnahme informiert: 150 € Abendgage für die Performer_innen, 100 € Administrationspauschale, 100 € Wiederaufnahmepauschale.
Wir haben zu oft im stillen Kämmerlein zweifelnd Ja oder leise Nein zu schlechten Arbeitsbedingungen gesagt und wollen nun aus der Not, erst nach unserer Bewerbung von den Konditionen erfahren zu haben, eine Tugend machen: Ein neues Festival für die freie Szene ist ein Anfang, eine Chance, den Status Quo ernsthaft zu hinterfragen und für unser Publikum, aber auch die politischen Vertreter_innen sichtbar zu machen. Wir wünschen uns gemeinsam mit ihnen, aber auch mit der Festivalleitung, dem Festivalträger und den teilnehmenden Künstler_innen von Hauptsache Frei in einen offenen Dialog zu treten.
Wir sind sieben Theatermacher_innen/Choreograph_innen aus Hamburg und haben uns gemeinsam entschieden, unsere Bewerbungen für das Festival Hauptsache Frei zurückzuziehen, weil…
… die Bezahlung nicht ansatzweise dem im Ausschreibungstext formulierten Anspruch des Festivals gerecht wird, „den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vorzuschieben“. Aus Perspektive der Künstler_innen können und wollen wir diese Festivalkonzeption und die Verteilung der Gelder nicht mit unserer Teilnahme unterschreiben.
… für uns auch nach einem offenen, konstruktiven Gespräch mit der Festivalleiterin Anne Schneider zu viele der Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind: In welcher Weise reagiert das Festival auf die mangelnde Finanzierung und Sichtbarkeit der freien Szene in Hamburg? Auch wenn uns eine gestaffelte Erhöhung der Wiederaufnahmepauschale von auf 200 € oder 300 € (je nach Anzahl der Beteiligten) angeboten wurde, bleiben wir bei unserem Nein. Nein zur ‚Hauptsache dabei‘- Mentalität, die immer wieder mit zu wenig Geld doch alles möglich macht. Wenn die Schauspielerin Judith Rosmair als Festivalbotschafterin sagt: „Freischaffender Künstler ist ein Beruf!”, fügen wir zustimmend hinzu: „Und von einem Beruf muss man leben können.“
… es nicht nur ums Geld geht, sondern um die Haltung: Ja, das Festival bietet finanziell mehr als viele andere freie Festivals. Aber es hat als Neugründung verpasst, sich politisch zu positionieren und unabhängig zu überlegen, welche Bezahlungen und Probensituationen es braucht, um der Öffentlichkeit gut geprobte und professionelle Wiederaufnahmen zu präsentieren.
… wir nicht länger bereit sind, prekäre Arbeitsbedingungen an unsere Teams weiterzureichen. Ein professionelle Wiederaufnahme braucht nicht, wie vom Festival kalkuliert, einen Probentag, sondern je nach Aufwand zwei bis fünf – die Pauschalen müssten also größtenteils in zusätzliche Probenräume und Übernachtungen investiert werden und wir als Choreograph_innen/Regisseur_innen würden somit kaum etwas, nichts oder sogar weniger verdienen. Der Stundenlohn der Performer_innen läge weit unter dem von der Stadt Hamburg eingeführten Mindestlohn von 8,50 € und der Lohnuntergrenze von 500€ pro Woche, die der Dachverband Freier Theaterschaffender Hamburg einfordert. Der Dachverband hat jedoch gleichzeitig die Bewerbung von Hauptsache Frei auf die neue Festivalförderung begleitet und unterstützt.
… wir in unseren Förderanträgen diese Lohnuntergrenze von 500 € pro Woche nicht glaubhaft von der Kulturbehörde Hamburg einfordern können, wenn wir dann wieder selbst eine Ausnahme machen. Wir fordern die Jurys der Kulturbehörde auf, bei zukünftig eingereichten Anträgen die Gagen, die diese Lohnuntergrenze nicht einhalten, nach oben zu korrigieren.
… wir nicht davon überzeugt sind, dass dieses Festival die Bandbreite der freien Szene in Hamburg anspricht und sichtbar macht. Dem Hamburger Publikum werden dadurch aufwendigere Produktionen und auch viele etablierte Künstler_innen der freien Szene vorenthalten, die sich vermutlich auf Grund der Festivalbedingungen gar nicht erst bewerben.
… wir den Mehrwert für Hamburger Künstler_innen nicht sehen, zu schlechten Probenbedingungen und Gagen unsere Produktionen für nur eine einzige Aufführung in Hamburg wiederaufzunehmen – bei einem Festival ausschließlich für Produktionen aus Hamburg. Sichtbarkeit und Vernetzung sind wichtige Ziele eines Festivals, können aber nicht die schlechten Arbeitsbedingungen der Künstler_innen wettmachen. Wir sehen in der Konzeption von Hauptsache Frei die Interessen der Künstler_innen nicht stark genug vertreten: Gerade ein Festival ausschließlich für Produktionen aus Hamburg sollte die spezifischen Arbeitsbedingen und Strukturen der Szene vor Ort thematisieren und durch andere Standards ein deutliches Signal an die Künstler_innen, das Publikum und die (Kultur)-politik senden.
… wir die Entscheidungen des Festivals zur Verteilung der knappen Gelder sichtbar machen wollen: Ein vielversprechendes Begleitprogramm mit Podiumsdiskussionen und kostenlosen Workshops für alle wird finanziert, ebenso werden weitere Gelder für einen öffentlichkeitswirksamen Preis akquiriert. Das ist nicht nachvollziehbar, wenn man nicht zuallererst die auftretenden Künstler_innen angemessen entlohnt, mit denen ein Festival steht und fällt. Auch auf unseren Vorschlag, weniger Produktionen (10-15 sind geplant, teilweise 3-5 an einem Abend im selben Theater) zu zeigen, die dann ausreichend geprobt und angemessen entlohnt werden, wurde nicht eingegangen.
… unsere Kritik mal wieder zeigt, dass die sogenannte ‚freie Szene‘ eben nicht „frei von institutionellen Zwängen, oftmals in Abgrenzung zu verbreiteten Hierarchie-, Markt- und Marketingstrukturen“ (Ausschreibungstext Hauptsache Frei) existiert. Wir lehnen es ab, uns in scheinbarer Abgrenzung zu den Institutionen (mit denen wir immer wieder gerne kooperieren) als besonders frei, experimentell, wild, innovativ oder als „kreative(r) Humus des etablierten Theaters“ (Judith Rosmair auf der Festivalhomepage) zu vermarkten!
… die neue Festivalförderung Ergebnisse und Forderungen der von der Kulturbehörde 2010 selbst in Auftrag gegebenen Potentialanalyse der freien Theater- und Tanzszene in Hamburg nicht maßgeblich umsetzt: Weder die geforderte „Aufführungsförderung, Wiederaufnahmeförderung und Gastspielförderung“ wurden eingeführt, noch kann man mit 60.000 € Festivalförderung und der von Hauptsache Frei vorgesehenen Verteilung dieser Gelder etwas an der beschriebenen Situation ändern: „Alle Festivals des freien Theaters in Hamburg sind finanziell unterausgestattet und daher nur auf der Basis von Selbstausbeutung aller Beteiligten möglich.“
(www.hamburg.de/contentblob/3425334/data/potentialanalyse-freie-szene.pdf)
… genügend Künstler_innen, Praktikant_innen und unbefristete Arbeiter_innen mit der Hoffnung ‚bezahlt‘ worden sind, mehr Geld einfordern zu können, wenn sie erst mal bewiesen haben, wie innovativ, vielfältig und spannend sie sind – im Fall von Hauptsache Frei geschieht dies vor allem zu Nutzen der Stadt Hamburg als Kreativmarke. Wobei wir mal wieder beim Manifest Not In Our Name, Marke Hamburg! von 2009 wären…
… wir hoffen, dass durch unsere Absage die teilnehmenden Produktionen besser entlohnt werden und wir eine solidarische Debatte und eine langfristige Absage an die (selbst)ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der freien Künstler_innen anstoßen!
In diesem Sinne nehmen wir den Anspruch des Festivals beim Wort und „schieben den selbstausbeuterischen Festivalrealitäten einen Riegel vor“. Hauptsache frei und nicht dabei sind:
– Bauchladen Monopol (Carolin Christa, Sonia Franken, Sophia Guttenhöfer, Regina Rossi): giselles index oder plakat taten, Premiere 2013 im öffentlichen Stadtraum
– Verena Brakonier: VERWÖRTERN oder wie man auf den Hund kommt, Premiere 2013, K3 – Zentrum für Choreographie
– Greta Granderath: Or One Dancing, Premiere 2013, K3 – Zentrum für Choreographie
– Regina Rossi: tchi-kudum: movimento dois, Premiere 2013, Kampnagel
– Jonas Woltemate: The beat on us, Premiere 2014, K3 – Zentrum für Choreographie